Freitag, 13. Januar 2017

Halbes Glas

"Siehst du das Glas halb voll oder halb leer?"
Ich habe diesen Spruch nie leiden können. Was will man daraus ableiten? Schon die Implikation, dass das Wahrnehmen des halb vollen Glases eine positive Lebenseinstellung sei, während das Konzentrieren auf die Leere eine negative Einstellung vermuten lasse, ist völlig willkürlich gesetzt. Es geht schließlich nicht um das Glas. Es geht nicht einmal um denjenigen, der es betrachtet. Es geht um denjenigen, der daraus trinkt.
"Du bist mehr der Glas-halb-leer-Typ, oder?"
Ein halb leeres Glas ist keine Aussage, sondern ein wertneutrales, statisches Objekt. Das Gefühl dazu, die Bewertung, existiert nicht innerhalb des Dings, sondern im Benutzer. Es resultiert auch nicht aus dem Vorhandensein des Gegenstandes, sondern aus der körperlichen und emotionalen Bewegung des Menschen darauf zu oder davon weg.
Man könnte fragen: Wie ging es dir, als du aus diesem Glas getrunken hast? Dann würde man feststellen, dass das Glas mitnichten leer ist. Es ist gefüllt mit der verbrachten Zeit, den Gesprächen, den Freunden, dem Lachen und Weinen.
Mein Glas ist halb leer. Ich aber bin angefüllt mit Erfahrungen, Gedanken und Emotionen. Mehr Beisammensein hätte mich erschöpft, statt zu beflügeln. Mehr Alkohol hätte mich betäubt, statt zu beleben.
Ja.
Mein Glas ist halb leer.

Dienstag, 18. August 2015

England

Ich stehe auf einer herrlich grünen, kurzgeschorenen Wiese, vor einem dunklen, fast schon bedrohlichen Kasten von Schloss. Auf der Wiese liegen Decken, auf den Decken verteilt sitzen etwa ein Dutzend Picknickfreunde, die den warmen Morgen für ein gemütliches Frühstück nutzen. Es sind die Reste eines Progressive-Rock-Fanclubs, der das Schloss gestern gemietet hatte. Nach dem Frühstück werden sie aufbrechen.
Ich habe bereits meinen Rucksack auf dem Rücken und will gerade gehen, als mich ein älterer Herr freundlich von der Seite anspricht, ob noch Wurst da sei. Ich kratze hastig meine Englischkenntnisse zusammen und radebreche "Ja, sicher. Setzen Sie sich doch, hier drüben." und zeige auf eine Decke, auf der noch zwei weitere Fans sitzen. Keinesfalls soll er sich abgewiesen fühlen, denn es ist David Gilmour.
Er mampft fröhlich ein Wurstbrötchen und schaut sich in aller Ruhe um. Niemand beachtet ihn, niemand erkennt ihn. Er fängt an, über Video Games mit mir zu quatschen, was ich so zocke, was es Neues gibt. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, aber zum Glück hat er Untertitel, so dass die Konversation nicht allzu sehr ins Stocken gerät.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Rückblickend

Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut Menschen darin sind, Wahrnehmung und Wissen zu verbiegen, um sich nicht selbst betrachten zu müssen.
Muss so ein Selbstschutz-Ding sein.

Montag, 10. März 2014

Einfach, aber

Einfach zu lieben, aber schwer auszuhalten.
Ein Romantiker, der sich selbst im Weg steht.
Was stell ich bloß an mit diesem Kerl?

Mittwoch, 27. November 2013

Ende

Manchmal fallen Sätze, da weiß man, es ist endgültig.
"Ich wollte nie, dass es so endet."
Ist einer davon.

Montag, 7. Oktober 2013

für ein Leben

alleine
mit dir
mit vincent
als familie
für musik
für freizeit
für nichtstun
und einfach nur
sich fühlen

Mittwoch, 4. September 2013

Sport unterwegs

Für Fahrradlose:
- Zum Bahnhof laufen, dabei stetig Finger zur Faust schließen und wieder ausstrecken.
- Am Bahnhof hinter einer Laterne verstecken, unauffällig auf die Fußballen hochstemmen und wieder absenken, bis die S-Bahn kommt.
- Für die Fahrt einen Stehplatz mit Rückendeckung suchen, abwechselnd Beckenboden und Hinterteil anspannen, bis man umsteigen muss.
- Während des Wartens rückwärts an ein Geländer stellen, Oberkörper unmerklich nach hinten lehnen, bis die Bauchmuskeln anfangen zu arbeiten. Halten bis die Straßenbahn kommt.
- An einem beliebigen Stehplatz die Knie minimal beugen, Oberschenkel anspannen. Nur zur Tarnung leicht an einer Stange festhalten, Fahrtbewegungen mit den Beinen ausgleichen.

Für Fahrradbesitzer:
- fahren

Freitag, 26. April 2013

Wahre Meisterschaft

"Hinterher ist man immer schlauer."
"Na, na! Das war jetzt aber sehr platt, Kollege. Zumal es nicht stimmt: Ich bin bereits währenddessen schlauer! Jedes Mal wieder!"

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